Farbeffekte auf Schriftzügen sind neben der richtigen Typographie das wichtigste Mittel, Grafiken auf einer Website interessant erscheinen zu lassen. GIMP bietet eine Reihe von Möglichkeiten auf relativ einfache Art und Weise interessante Designs wie Glühen, eine Metalloberfläche oder 3D-Effekte zu erzeugen. Dem wollen wir uns ausführlich widmen.
GIMP erscheint so manchem auf den ersten Blick ein wenig verwirrend, da es sehr viele Möglichkeiten bietet. Es sind aber auch sehr einfache Funktionen und auch komplexe, die trotzdem leicht zu nutzen sind, vorhanden, so dass man auch ohne großes Hintergrundwissen über Farben und Grafik recht schnell zu ansprechenden Ergebnissen gelangen kann. Vor allem, wenn man verschiedene Effekte kombiniert, kann man echte Eyecatcher erzeugen.
Ein Beispiel hierfür sind Schrifteffekte. Wenn GIMP auch keine besonderen Funktionen für Konturen wie Polygone oder Kreise hat, kann man damit sehr schöne Schriften machen. Was man außer GIMP selbst dafür benötigt, sind lediglich schöne Fonts, die es im Netz an vielen Stellen umsonst gibt.
Das Prinzip
Zwei entscheidende Features von GIMP, die man zum Erstellen von Schrifteffekten benutzen kann, sind die Ebenen und die transparente Darstellung von Farben. Indem man die Farbe einer Kontur auf einer Ebene – zum Beispiel eben einen Schriftzug – transparent erscheinen lässt, kann man diese Kontur praktisch mit der Struktur füllen, die sich auf der darunter liegenden Ebene in dem Bereich befindet, in den man den Schriftzug gesetzt hat.
Ein einfaches praktisches Beispiel
Angenommen, es wird der Schriftzug „Glühfarben“ benötigt, der aussehen soll wie ein Stück rotglühendes Eisen. Das kann man mit einem Farbverlauf von Rot nach Gelb erreichen. Die Vorgehensweise ist dabei die folgende:
Erzeugen Sie mit GIMP ein neues Bild („Datei“ – „Neu“) mit der Hintergrundfarbe “Weiß”. Das Bild sollte groß genug sein, den Schriftzug aufzunehmen und auf beiden Seiten reichlich Platz lassen. Warum Sie diesen Platz brauchen, wird nachher klar werden. Stellen Sie als Anzeigemaßstab möglichst 100% ein, damit sie genau arbeiten können. Wenn ein Teil des Bildfensters verdeckt ist, ist das nicht weiter schlimm, wichtig ist, dass Sie den Bereich sehen, indem der Schriftzug erzeugt werden soll, also die Mitte des Bildes.
Die Maske erzeugen
Erzeugen Sie nun eine weitere Ebene („Ebenen“ – „Neue Ebene“). Füllen Sie diese Ebene mit einer Farbe, die in etwa der mittleren Farbe des Hintergrundes entspricht, vor dem Sie den Schriftzug später verwenden möchten. Wenn dieser einfarbig ist, nehmen Sie natürlich genau die entsprechende Farbe. Der Hintergrund sollte der Schriftfarbe nicht zu ähnlich sein, sonst gibt es Problem bei der Transparenz, da GIMP weiche Übergänge macht und daher eine der Schriftfarbe ähnliche Hintergrundfarbe teiltransparent macht. Da man für Leuchteffekte helle Schriften auf dunklem Grund nimmt, sollte das aber kein großes Problem sein. Im Zweifelsfalle nehmen Sie Schwarz als Hintergrundfarbe. Achten Sie beim Füllen darauf, dass die neue Ebene im Ebenendialog auch ausgewählt ist, was bei einer neu erzeugten Ebene eigentlich der Fall sein sollte.
Nun machen Sie mit dem Textwerkzeug Ihren Schriftzug. Wählen Sie als Farbe dafür eine, die der mittleren Farbe des Farbverlaufes entspricht, den Sie nachher verwenden möchten. Bei rotglühendem Eisen ist das ein mittleres Orange. Wo der Schriftzug landet, ist zunächst egal. Er stellt eine eigene Ebene dar, die auch im Ebenendialog angezeigt wird und durch Anfassen mit dem Mauszeiger verschoben werden kann. Schieben Sie ihn etwa in die Mitte des Bildes und verbinden Sie ihn mit der Ebene, die Sie vorhin erzeugt haben. Dazu rechtsklicken sie die Ebene mit dem Schriftzug im Ebenendialog und wählen aus dem Kontextmenü „Nach unten vereinen“.
Als nächstes machen Sie den Schriftzug transparent. Dazu wählen sie zunächst die Ebene mit dem Schriftzug im Ebenendialog aus (Sie heißt „Neue Ebene“). Dann wählen sie aus dem Menü „Ebene“ im Bildfenster „Transparenz“ – „Farbe zu Transparenz“. Es erscheint nun das Vorschaufenster „Farbe zu Transparenz“.
Wenn Sie hier auf die Schaltfläche zwischen „Von:“ und „zu Transparenz“ klicken, öffnet sich der Dialog „Auswahl der Transparenzfarbe“. Wenn er das Vorschaufenster verdeckt, schieben Sie ihn einfach ein Stück nach unten. Neben dem Feld mit der HTML-Notation der Farbe befindet sich ein Schaltfläche mit einer Pipette zur Farbauswahl. Damit können Sie im Vorschaufenster die Farbe wählen, die transparent werden soll. Klicken Sie dazu mitten in einen der Buchstaben Ihres Schriftzuges. Gegebenenfalls verschieben Sie dazu das Vorschaufenster mit den Rollbalken bis Sie einen geeigneten Bereich des Schriftzuges richtig im Visier haben. Wenn Sie jetzt im Dialog „Auswahl der Transparenzfarbe“ auf „OK“ klicken, haben Sie die Transparenzfarbe ausgewählt.
Hier kann es jedoch ein Problem geben. Das Auswählen der Transparenzfarbe mit der Pipette funktioniert offenbar manchmal nicht richtig, zumindest bei meinem GIMP 2.6.6 für Windows., was wohl daran liegt, dass GIMP, wie bereits erwähnt, mit Teiltransparenzen arbeitet. Es gibt aber noch einen einfacheren Weg. Der funktioniert immer dann, wenn die Farbe Ihres Schriftzugs als Vordergrundfarbe eingestellt ist, was ja noch der Fall sein müsste. Wenn Sie mit der rechten anstatt mit der linken Maustaste in die besagte Schaltfläche klicken, öffnet sich ein kleines Kontextmenü au dem Sie die Transparenzfarbe zwischen den Alternativen „Vordergrundfarbe“, „Hintergrundfarbe“, „Schwarz“ und „Weiß“ wählen können.
Wenn Sie auf die eine oder andere Art die Transparenzfarbe eingestellt haben, verschwindet im Vorschaufenster die Farbe Ihres Schriftzuges und das grau-schwarze Karomuster erscheint, welches bei GIMP transparente Flächen symbolisiert. Klicken Sie nun noch im Vorschaufenster auf „OK“, um damit die ausgewählte Transparenz auf Ihr Bild anzuwenden. Ihr Schriftzug wird nun durchsichtig und nimmt daher die Farbe der Ebene darunter, in diesem Falle also das Weiß der Hintergrundebene, an.
Der Farbverlauf
Jetzt ist die Maske fertig: Alles was Sie nun auf der Hintergrundebene machen, sieht man durch den Schriftzug, als hätte man ihn aus einem Bogen Papier ausgeschnitten, welchen man jetzt auf einen Untergrund mit einem beliebigen Muster legen kann, damit dieses die ausgeschnittenen Stellen füllt. Sie können den Schriftzug daher nun mit einem Muster füllen, das Sie auf die Hintergrundebene aufbringen. In diesem Falle soll das ein Farbverlauf von Rot nach Gelb sein, der aussieht wie glühendes Eisen.
Bei GIMP kann man einen Farbverlauf ganz einfach aufbringen, quasi wie man eine Tapete oder einen Teppich ausrollt. Wählen Sie aus dem Werkzeugkasten das Werkzeug „Farbverlauf“. Jetzt erscheinen im unteren Bereich dieses Fensters die Bedienungselemente, mit denen Sie den Farbverlauf modifizieren können. Vor allem können Sie mit der kleinen Schaltfläche hinter „Farbverlauf:“ aus einer ganzen Reihe von Mustern auswählen. Wählen die das Muster „German Flag Smooth“, welches einen Farbverlauf von schwarz über rot nach gelb darstellt, also etwa wie ein Stück glühendes Eisen aussieht, welches vorne am heißesten ist.
Um den Farbverlauf nun anzubringen, wählen Sie zuerst im Ebenendialog die Hintergrundebene aus, damit der Farbverlauf auf den Hintergrund aufgebracht wird. Dann klicken Sie mit der linken Maustaste irgendwo links von Ihrem Schriftzug ins Bild, ziehen bei gedrückter Maustaste nah rechts über den Schriftzug hinaus und lassen die Taste dann los. Je nachdem, wo sie anfangen und wie weit sie ziehen, verschieben sich die Übergänge zwischen den Farben. Um hier links und rechts Spielraum zu haben, haben Sie das Bild am Anfang breiter angelegt, als der Schriftzug ist. Das lässt sich schlecht erklären, am besten ist, wenn Sie einfach damit herumprobieren. Wenn Ihnen der Farbverlauf nicht gefällt, löschen Sie die Ebene einfach mit der [Entf]-Taste und machen einen neuen.
Sie können auch die Ebene mit Ihrem Schriftzug unsichtbar machen, um zu sehen, wie der Farbverlauf im Ganzen aussieht. Klicken Sie dazu im Ebenendialog auf das Auge in der Zeile, welche die Ebene mit Ihrem Schriftzug symbolisiert.
Mit den Farbeinstellungen im Menü „Farben“ des Bildfensters können Sie den Farbverlauf auch noch weiter modifizieren: Mit dem Gammawert im Menüpunkt „Werte“ aufhellen oder abdunkeln, mit Helligkeit und Kontrast sowie mit Sättigung und Farbton spielen und so weiter. Wenn Sie mit dem Aussehen Ihres Schriftzuges schließlich zufrieden sind, klicken Sie im Ebenendialog mit der rechten Maustaste in die Ebene mit dem Schriftzug und wählen aus dem Kontextmenü „Nach unten vereinen“ und dann im Menü „Bild“ des Bildfensters „Automatisch zuschneiden“. Damit ist Ihr Banner praktisch fertig – Sie könnten es etwa als Schriftzug auf schwarzem Grund verwenden.
Sie können den Schriftzug aber auch zum Beispiel in ein Foto einfügen. Dazu machen Sie (wiederum mit „Ebene“ – „Transparenz“ – „Farbe zu Transparenz“) die Hintergrundfarbe transparent, wählen mit [Strg]-A das ganze Bild, kopieren es und fügen es in das entsprechende Foto ein.
Ein Schriftzug aus Gold
Die gleiche Technik können Sie als Grundlage für Schriftzüge verwenden, die anschließend noch mit Hilfe von Filtern bearbeiten und so zusätzliche Effekte erzeugen. Als Beispiel soll hier beschrieben werden, wie man eine goldene Schrift mit Metallic-Effekt und Überstrahlung erzeugt.
Anstatt die Füllung nach der Schrift zu erzeugen, kann man auch damit beginnen. Erzeugen Sie ein hinreichend großes neues Bild und füllen Sie es mit dem Farbverlauf „Golden“. Im Beispiel wurde als Form des Farbverlaufs „Kreisförmig“ gewählt, was aber weniger wichtig ist. Die Größe hängt davon ab, wieviel Sie von dem Farbverlauf verwenden wollen.
Der eigentliche Trick besteht nämlich darin, dass man sich jetzt mit dem Auswahlwerkzeug einen Bereich des Farbverlaufes auswählt, in dem die Farbnuancen enthalten sind, die man haben möchte. Gehen Sie dabei etwas großzügig zu Werke, damit sie nachher noch ein wenig Spielraum zum Variieren haben.
Nun beschneiden Sie das Bild auf die Auswahlgröße. Das können Sie mit dem Befehl „Auf Auswahl zuschneiden“ im Menü Bild tun.
Das beschnittene Bild skalieren Sie nun mit dem Befehl „Bild skalieren“ aus dem Menü „Bild“. Machen Sie es dabei so groß, dass sie mit Ihrem Schriftzug nachher nach allen Seiten noch Spielraum haben.
Jetzt erstellen Sie die neue Ebene, auf der Sie Ihren Schriftzug anbringen wollen.
Diese Ebene machen Sie schwarz und zwar entweder, indem Sie beim Erzeugen gleich “Schwarz” als Hintergrundfarbe wählen oder, indem Sie die Ebene mit Schwarz füllen, nachdem Sie sie erzeugt haben.
Nun können Sie Ihren Schriftzug mit dem Textwerkzeug erstellen. Achten Sie dabei wiederum darauf, dass die obere Ebene ausgewählt ist, was aber von selbst der Fall sein sollte, da neu erzeugte Ebenen defaultmäßig ausgewählt sind. Nehmen Sie dabei als Vordergrundfarbe ein Gelb, das in etwa der mittleren Farbe des Farbverlaufs auf der Hintergrundebene entspricht. Nachdem Sie den Schriftzug erstellt haben, müssen Sie ihn mit der Ebene darunter verbinden.
Nun können Sie den Schriftzug transparent machen, indem Sie wie bereits im ersten Beispiel „Ebene“ – „Transparenz“ – „Farbe zu Transparenz“ wählen, mit der rechten Maustaste in das Farbauswahlfeld klicken und die Vordergrundfarbe als transparente Farbe auswählen.
Sie haben nun noch die Möglichkeit, den Farbverlauf innerhalb der Schrift zu justieren. Verschieben Sie dazu die Ebene mit der Schrift mit Hilfe der Pfeiltasten über dem Hintergrund, bis Ihnen der Bereich gefällt, der durch die transparente Schrift zu sehen ist.
Nun vereinen Sie die Ebene mit Ihrer Schrift nach unten mit der Hintergrundebene. Sie können dies mit dem Befehl „Nach unten vereinen“ tun, der sowohl im Menü „Ebenen“ des Bildfensters enthalten ist als auch in dem Kontextmenü der Ebene im Ebenendialog.
Jetzt wählen Sie den Schriftzug mit dem Auswahlwerkzeug großzügig aus und beschneiden das Bild auf die Auswahlgröße.
Anschließend vergrößern Sie die Leinwand mit dem Befehl „Leinwandgröße“ aus dem Menü „Bild“ Ihres Bildfensters und zentrieren es mit der Schaltfläche „Zentrieren“. Wählen Sie die Leinwandgröße so, dass um die Schrift herum Platz für die Lichteffekte bleibt.
Mit dem Befehl „Ebene auf Bildgröße“ aus dem Menü „Ebenen“ dehnen Sie die Ebene mit Ihrem Schriftzug auf das ganze Bild aus. Das müssen Sie tun, obwohl Sie im Moment nur einen einige Ebene, nämlich die Hintergrundebene, haben, denn der Befehl „Leinwandgröße“ hat zwar Platz um die Ebene geschaffen, sie jedoch nicht vergrößert.
Nachdem die Sie die Ebene auf die neue Leinwandgröße gebracht haben, können Sie den bis jetzt noch transparenten Bereich mit Schwarz füllen.
Jetzt können Sie beginnen, die Lichteffekte hinzuzufügen. Als erstes fügen Sie eine Lichtquelle hinzu, welche Sie sich vorstellen können, wie einen Scheinwerfer, der das Bild anstrahlt. Mit dem vordersten Reiter des Dialoges „Lichteffekte“ aus dem Untermenü „Licht und Schatten“ im Filtermenü des Bildfensters können Sie Ihre Lichtquelle grob einstellen.
Sie können hier den Punkt im Vorschaufenster, der die Lichtquelle darstellt, mit der Maus verschieben und die Distanz zur Bildebene mit dem Schieberegler justieren. Im zweiten Reiter können Sie ihre Position und Richtung mit Koordinaten zahlenmäßig einstellen. Um den Glitzereffekt zu erreichen, müssen Sie im Reiter „Bump“ (vierter von rechts) das Bump-Mapping aktivieren, als Kurve „sphärisch“ auswählen und eine maximale Tiefe von 0,80 einstellen.
Sie können mit den Werten für den Lichteffekt ruhig spielen, wenn Ihnen das Ergebnis nicht gefällt, machen Sie es mit [Strg]-Z rückgängig und starten einen neuen Versuch. Das machen Sie solange, bis Sie zufrieden sind.
Als nächstes setzen Sie noch einen Linsenreflex hinzu, den Sie ebenfalls im Untermenü „Licht und Schatten“ des Menüs „Filter“ im Bildfenster finden. Im zugehörigen Dialog können Sie die Position des Reflexes justiern.
Der Linsenreflex ist jetzt noch rot, was den eher monochromen Charakter des Bildes stört. Aber auch das lässt sich ändern.
Entfärben Sie das Bild ganz einfach mit dem Befehl „Entsättigen“ aus dem Menü „Farben“ des Bildfensters. Das bedeutet nichts anderes, als dass Sie ein Graustufenbild daraus erzeugen.
Bevor Sie nun das Bild erneut einfärben, müssen Sie die Helligkeit und den Kontrast ein wenig vermindern, denn sonst würden die hellsten Bereiche des Bildes möglicherweise nicht eingefärbt, da reines Weiß und reines Schwarzes nicht gefärbt werden können, ohne dass sich die Helligkeit ändert. Tun Sie das mit „Helligkeit und Kontrast“ aus dem Menü „Farben“ des Bildfensters.
Jetzt können Sie das Bild mit „Einfärben“ aus dem gleichen Menü tonen. Um das gewünschte Goldgelb zu bekommen, stellen Sie den Farbton auf etwa 44, die Helligkeit auf ca. -8 und die Sättigung ungefähr auf 77.
Wenn das Bild dabei ein wenig dunkel gerät, macht das nichts aus. Im Menüpunkt „Werte“ aus dem „Farben“-Menü des Bildfensters können Sie den Gammawert anheben, bis Ihnen das Bild wieder hell genug ist.
Zum Schluss wählen Sie einen Bereich rund um den Schriftzug aus, der für Ihren Geschmack genug von den Lichteffekten rundherum sehen lässt und schneiden das Bild mit „Bild“ – „auf Auswahl zuschneiden“ auf den ausgewählten Bereich zurecht. ™